Seniorenbegleiter lindern Einsamkeit.

Mit 70 keinen Kontakt mehr zu Freunden – Seniorenbeleiter lindern die Einsamkeit – 10 Zertifikate nach Ausbildung überreicht

In Deutschland leben heute mehr als zwei Millionen Menschen über 80 Jahre allein. Die Mehrheit von ihnen sind Frauen. Laut einer Studie hat jeder Dritte über 70 nie Kontakt zu Freunden; fast jeder Sechste seltener als einmal im Monat. Die Senioren- und Demenzbegleiterinnen und -begleiter des Freiwilligenzentrums – aktiv für Bad Nauheim versuchen mit Hausbesuchen die Einsamkeit älterer Menschen zu lindern. Sie knüpfen da an, wo anderen Menschen die Zeit für Zuneigung fehlt.

„Manche Senioren verbringen Wochen und Monate ganz alleine in ihrer Wohnung ohne einen Kontakt zur Außenwelt. Sie trauen sich nicht, jemanden um einen Gefallen zu bitten, zum Beispiel sie nach draußen zu begleiten, was alleine nicht mehr möglich ist“, führt die Projektleiterin Valeska Burger aus. „Sie wollen niemand belästigen. Die größte Sorge ist, dass sie in ein Heim müssen.“

„Die Seniorenbetreuung wird immer wichtiger, weil die Gruppe der über 70- und 80-Jährigen wächst. Das Freiwilligenzentrum und die Stadt Bad Nauheim haben erkannt, dass sie auf die Senioren zugehen müssen, damit das eigene Heim nicht zu einem Ort der Isolation wird“, hebt Bürgermeister Klaus Kreß hervor.

Welche Aufgaben haben die Senioren- und Demenzbegleiterinnen und -begleiter? „Sie unterstützen Ältere ehrenamtlich im Alltag. Sie leisten ihnen regelmäßig an einem Vor- oder Nachmittag Gesellschaft, haben ein offenes Ohr und bringen alleinstehenden Menschen ein Stück Lebensqualität zurück. Sie gestalten mit Senioren die Freizeit, helfen ihnen beim Einkauf oder begleiten sie bei Behördengängen und Arztbesuchen“, erklärt Ingrid Schmidt-Schwabe. „Die Seniorenbegleiter sind keine Pflegekräfte, und sie verrichten auch keine hauswirtschaftlichen Arbeiten. Die Bereiche sind streng abgegrenzt“, betont sie weiter.

Die neunzigstündige Qualifizierung beinhaltet Grundlagen der Seniorenbegleitung und konkrete Techniken, beispielsweise die Themen Beschäftigungsmöglichkeiten, Gesprächsführung, Überblick über alterstypische Erkrankungen oder die Unterstützung Älterer in Bewegungsabläufen. Auch rechtliche Themen werden angesprochen. In einem Erste-Hilfe-Kurs lernen sie Notfallsituationen erkennen. Auch Kommunikationskurse sind dabei: Dort werden Gespräche mit den Senioren geübt und die Helferinnen und Helfer geschult, sich auch abzugrenzen gegenüber der Vereinnahmung. In einem Zusatzmodul werden die Senioren- und Demenzbegleiterinnen und -begleiter auf Menschen mit einem Migrationshintergrund vorbereitet. Für die Ausbildung zahlt das Land Hessen die Dozenten.

Bei der Zertifikatsübergabe bedankte sich Bürgermeister Klaus Kreß kürzlich bei zehn neuen Seniorenbegleiterinnen für die Teilnahme an den vielen Ausbildungsstunden und im Voraus für den künftigen ehrenamtlichen Einsatz (eine neu ausgebildete Seniorenbegleiterin fehlte). Er betonte auch, dass sie viel Dankbarkeit erfahren werden.

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