Der Landbote

OFFENER BÜCHERSCHRANK

  1. JULI 2020PETRA IHM-FAHLE

Die kleine Straßenbibliothek

Bad Nauheim hat nun einen offenen Bücherschrank. Bei einer Feierstunde am Samstagnachmittag weihte das Freiwilligenzentrum (FWZ) als Initiator das neue Angebot vor der Tourist Information ein.

Offener Bücherschrank: Das Freiwilligenzentrum weiht das neue Angebot ein. (Foto: Petra Ihm-Fahle)

 Offener Bücherschrank beschädigt

Zwei Tage vorher hatte das Team noch einen Schreck erlebt, wie FWZ-Vorsitzende Ingrid Schmidt-Schwabe berichtete: „Wir haben festgestellt, dass Unbekannte den Bücherschrank beschädigt haben.“ Vandalen hatten den jüngst aufgestellten Schrank zerkratzt, am Samstag erstrahlte er aber wieder in neuem Glanz.

Ingrid Schmidt-Schwabe (Foto: Petra Ihm-Fahle

Offener Bücherschrank wird repariert

„Der Inhaber des Herstellers Urbanlife, Hans-Jürgen Greve, konnte es nicht ertragen, dass wir einen verkratzten Bücherschrank eröffnen“, erzählte Schmidt-Schwabe. Kurzfristig habe Greve daher zwei Mitarbeiter aus Köln geschickt, die den Rahmen abschmirgelten und neu lackierten.

Eine Schleife für das gute Stück. Vandalen hatten es zwei Tage vorher beschädigt. (Foto: Petra Ihm-Fahle)

 

 

 

250 Bücher

Versehen mit einer großen roten Schleife stand der Bücherschrank jetzt da, 100 literarische Schätzchen darin. 250 Exemplare passen insgesamt hinein. „Um den Bücherschrank kümmern sich die ehrenamtlichen Engagementlotsen als Paten.“

Stadträtin Kerstin Eisenreich, Ingrid Schmidt-Schwabe, Angela Schreiner , Irmgard Crass, Stephanie Amend und Ulrike Müller (von links). (Bild: Petra Ihm-Fahle)

 

Projekt von Engagementlotsen

Denn laut Schmidt-Schwabe handelt es sich um deren Projekt. „Engagementlotsen sind Menschen, die in ihrem Wohnort bestens vernetzt sind und ehrenamtlich etwas bewirken wollen“, erläuterte sie dazu. Das Land bilde sie kostenlos an einem Wochenende und vier Samstagen aus, Schwerpunkte seien Ideenfindung und Projektarbeit. „Die Idee des letzten Ausbildungslehrgangs war die Aufstellung des öffentlichen Bücherschranks.“ Die Initiatorinnen erzählten über die Hintergründe.

Offener Bücherschrank schon in anderen Kommunen

Stephanie Amend (Foto: Petra Ihm-Fahle)

 

Die Ausbildung habe Spaß gemacht, sagte Stephanie Amend: „Ich fand es toll, dass wir in Freiwilligenzentren in vier verschiedenen Kommunen ausgebildet wurden.“ Und Irmgard Crass schilderte, dass sie sich ein Leben ohne Bücher nicht vorstellen könne. „Mich hat immer ein bisschen geärgert, dass ein Buch in der Schublade verschwindet, wenn man es ausgelesen hat.“ In mehreren Kommunen habe sie bereits das Konzept der offenen Bücherschränke wahrgenommen. „Da Bad Nauheim so etwas noch nicht hatte, haben wir beschlossen, es hier zu realisieren.“

 

Die Initiatorinnen entfernen die Schleife. (Foto: Petra Ihm-Fahle)

Keine rote Telefonzelle

Wie Ulrike Müller erklärte, habe jedermann die Möglichkeit, Bücher einzustellen.

„Durch Nehmen und Teilen können wir die Nachhaltigkeit fördern, das Buch erhält eine

andere Wertschätzung.“ Angela Schreiner erzählte von den Plänen für englische rote Telefonzelle, diese sei aber mit dem Denkmalschutz nicht vereinbar gewesen. Die Stadt unterstützte das Vorhaben.

 

 

 

100 Bücher sind drin, 250 passen rein. (Foto: Petra Ihm-Fahle)

Neben „Smart Bench“

Stadträtin Kerstin Eisenreich (CDU) sagte: „Ein solcher Schrank ist wichtig für uns alle, auch für Menschen, die nicht so viel Geld haben, um sich ein Buch zu kaufen.“ Der Standort sei gut, gleich neben der Bushaltestelle und der „Smart Bench“. An dieser Bank können Handynutzer durch Solarenergie ihr Mobiltelefon laden, eine Idee der Stadtverordneten Paula Steiber (CDU).

 

 

Auf der Smart Bench sitzen, lesen und das Handy laden, hier mit Paula Steiber. ( Paula Steiber Foto: Petra Ihm-Fahle)

Viele Projekte

Laut Schmidt-Schwabe gehen Projekte wie „Bewegung bis 100“, das Lese-Café, die Ausbildung von Vorlesepaten, die Einführung von Leselernhelfern, das Demenz- und das Repair-Café auf die Engagementlotsen zurück.

 

Nicht rot, sondern grau. Das passt besser zum denkmalgeschützten Ambiente. (Foto: Petra Ihm-Fahle)