Lesecafé im Juli 2022
LESEND UND LERNEND DURCHS LEBEN
Beim Lesecafé 2022 wurden nach der Coronapause 18 Lesepaten und Mentorinnen ausgezeichnet. Außerdem erhielten sieben Senioren- und Demenzbegleiterinnen und zwei Begleiter ihre Zertifikate. Bürgermeister Klaus Kreß überraschte bei der Feier im Erika- Pitzer-Zentrum Ingrid Schmidt-Schwabe mit der Vereinsmedaille der Stadt.
Die Ausbildung und Begleitung von Vorlesepaten, Leselernhelfern und -mentoren, Senioren und Demenzbegleitern, sind Kernkompetenzen des Freiwilligenzentrums – aktiv für Bad Nauheim e.V. (FWZ). Initiatorin, unermüdlicher Motor und Ideengeberin für die zahlreichen Angebote des FWZ ist seit der Gründung 2005 Ingrid Schmidt-Schwabe.
„Johannes Lenz hat mich gebeten, dieses Engagement zu würdigen und Ihnen die Vereinsmedaille in Silber zu verleihen, was ich mit Hochachtung tue“, freute sich Bürgermeister Klaus Kreß. Das FWZ verstehe sich als Schnittstelle zwischen Vereinen und Verbänden auf der einen sowie engagierten Bürgerinnen und Bürgern auf der anderen Seite. Viele Impulse für das Vereinsleben seien von der rührigen Vorsitzenden ausgegangen: „Sie ist stets bereit, eines der kostbarsten Güter unserer Gesellschaft für andere zu opfern: ihre Zeit“, sagte der Rathauschef.
Ingrid Schmidt-Schwabe, die gerade noch neue Mentorinnen für Lesepaten und die Senioren- und Demenzbegleiterinnen und -begleiter beglückwünscht hatte, war überrascht. „Ich wusste gar nicht, dass es so eine Medaille gibt“, sagte sie freudig. Für Kreß war dieser Termin im Lesecafé angesichts der gegenwärtig großen Aufgaben in der Stadt eine willkommene Abwechslung. Er reflektierte in seinem Grußwort darüber, dass Lesen können eigentlich selbstverständlich sein sollte. Doch die Schere zwischen der Mehrheit der Bevölkerung und den geschätzten vier Millionen Analphabeten klaffe immer dramatischer auseinander.
Schmidt-Schwabe machte deutlich, dass Lesen nicht nur die Konzentration fördere und den Wortschatz erweitere, sondern auch das Vorstellungsvermögen und die Kreativität der Kinder. Neues Wissen helfe, die Welt zu verbessern, sagte sie. Vorlesen in der frühen Kindheit wie im Alter schaffe Nähe.
Daher dankte sie den neuen und langjährigen Mentorinnen für ihren Einsatz in Bad Nauheimer Schulen. Ihr besonderer Dank galt der zweiten Vorsitzenden des FWZ Heidrun Schröder-Höbbel, die mit Herzblut und großem Einsatz die Ausbildung der Leselernhelfer mit Marina Cerea für den Wetteraukreis angeregt und den Einsatz der Mentoren an den Bad Nauheimer Schulen ins Leben gerufen hat.
Ruth Schroth, die sich zur Referentin der Stiftung Lesen ausbilden ließ und noch mit über 80 Jahren aktive Vorleserin ist, verabschiedete sie unter großem Applaus. Mit großem Dank verabschiedete sie auch Sigrid Timmermann-Küntzel, die als langjährige Projetleiterin für die Vorlesepaten in Seniorenheimen und als Ansprechpartnerin für die Lesescouts in Schulen im Freiwilligenzentrum tätig war. Ihr Dank ging auch an die Mitarbeiterinnen der Stadtbücherei, die eine wichtige Schnittstelle sind.
Großen Beifall bekam Valeska Burger für ihre Begleitung im Kurs der Senioren- und Demenzbegleiter. In 95 Unterrichtseinheiten – Kreß nahm dies mit Beifall zur Kenntnis – lernten sie in Theorie und Praxis „Pflegerinnen und Pfleger der Seele“ zu sein und ältere Menschen sowie deren pflegende Angehörige kompetent zu unterstützen. Nach der Ausbildung der Teilnehmer übernimmt Heidy Lang den Einsatz. Heidy Lang ist schon seit Beginn als diplomierte Pflegebegleiterin für das Freiwilligenzentrum im Einsatz und leitet auch das Demenzcafé. Ingrid Schmidt-Schwabe bedankte sich auch bei ihr.
Als Dankeschön und Aufmunterung bot das Lesecafé diesmal passend zum Thema Gedichte von Hanna von Prosch aus Ihrem Lyrikband „Mit Worten gemalt“. Sie nahm die Gäste mit auf Sehnsuchtsreisen, in das Kinderleben und in die Welt der Rosen. Überraschungsgast war schließlich eine Bad Nauheimer Hotelbesitzerin: Frau Oberingenieur Wilhelmine Stockfisch. Sie erzählte den Gästen nicht nur von der einen oder anderen pikanten Begegnung mit Prominenten in der attraktiven Kurstadt, sondern auch von Unsitten und ihrer Not mit dem Personal anno 1912. Schließlich glitt ihr missachtender Blick auf die modernen Beinkleider der Damen von heute. So etwas habe es laut Kurparkordnung damals nicht gegeben.